Nachtrag zum Willinger Bike Marathon

Am 21. Mai fand der Scott Bike Marathon in Willingen statt. Zwei unserer Triathleten waren am Start: Annika Hartmann und René Knipschild. Triathlon-Rookie Knipschild schreibt dazu folgendes:

Der Bike Marathon in Willingen ist etwas für Mountainbike-Enthusiasten. Mit Strecken von 53 km, 88 km und 119 km, die bis zu 3.333 zu erklimmende Höhenmeter beinhalten, wagt sich auch nicht jeder an die anfordernden Strecken. Einerseits ist Ausdauer gefragt, aber auch Technik für die ein oder andere Abfahrt.

Für mich ist der Mountainbike Marathon nach meiner ersten Teilnahme im Jahr 2019 ein ganz besonderes Highlight. Ein hoch emotionales Erlebnis, auf das ich mich sehr freue und was in vollen Zügen genieße. Nachdem das Bike Festival und der damit verbundende Marathon nun drei Jahre nicht stattgefunden hat, war es besonders schön, dass es am 21.05.2022 wieder losging.

Der Scott Bike Marathon wird vom Bike Magazin perfekt organisiert. Abgesehen von einer sehr schönen Strecke, die fast keine Straßen beinhaltet, sondern nur wunderschöne Singletrails und Forst- sowie Feldwege, stimmt auch alles andere. Für die professionelle Zeitnahme ist Firma Datasport zuständig. Es gibt ein Event Rescue Team, was mit Crossmotorrädern sofort an den sonst unzugänglichen Stellen zur Stelle ist, wenn ein Unfall passiert. Aus meiner Sicht gesprochen, genau an den Punkten, wo man Verpflegung benötigt, sind die Verpflegungsstationen aufgebaut. Flüssigkeit in Form von Wasser oder Elektrolytgetränk stehen bereit, dazu auch Bananen, Äpfel und ein ausgesprochen leckerer Kuchen. An der Verpflegungsstelle Diemelsee stand zudem noch jemand mit dem Wasserschlauch bereit, um die verschlammten Schaltungen wieder freizusprizen. Und nicht zuletzt sorgt Firma Sportograf für richtig gute Erinnerungsfotos für jeden einzelnen Teilnehmer.

Für die 88 km und 119 km Fahrer fand der Start um 07:30 Uhr statt (Startgruppe B). Nach einer motivierenden Begrüßung startete meine Gruppe wenige Minuten nach den Teilnehmern der Startgruppe A. Nach der Start-Durchfahrt und einer kurzen Runde durch Willingen ging es los, direkt den Hohen Eimberg hinauf. Durch die regnerischen vorherigen Tage waren die Strecken sehr matschig und glitschig. Mein Eindruck ist, dass manch ein Teilnehmer das technische Können für das ganze Thema unterschätzt. Keine Frage, die meisten Teilnehmer sind echte MTB-Cracks, machen nichts anderes, und stecken mich im Uphill in die Tasche. (Wenn ich sonst mit Leuten trainiere, bin ich eigentlich immer in Führung, aber hier lernt man mal „echte“ Mountainbiker kennen.) Dafür fehlt scheinbar vielen Leuten aber die Technik und Erfahrung, Berge auch wieder runterzufahren. Bildlich gesprochen werde ich bergauf überholt und bergab ausgebremst. In meinem Training ist auch ein Hauch Downhill integriert, sodass ich durchaus weiß, wie man technisch einen Berg wieder runterkommt. Viele andere Teilnehmer bewegen sich hier aber in Zeitlupe, steigen ab — oder bauen einen Unfall. So kam es bereits wenige Minuten nach dem Start zu einem Unfall, wo ein Teilnehmer dann auch bewusstlos auf der Strecke lag. Natürlich wurde von anderen Teilnehmern sofort geholfen, bis das Event Rescue Team vor Ort war. Auf meiner Strecke habe ich das Rescue Team dreimal im Einsatz gesehen.

Die Strecke führt zunächst von Willingen Richtung Diemelsee, dann wieder zurück nach Willingen, und da ich mich für die 88 km entschieden hatte kam dort dann die Einfahrt in die zweite Runde Richtung Medebach (Titmaringhausen). In der ersten Runde war ich mitten im Feld unterwegs, während es in der zweiten Runde einsam wurde. In Willingen muss man gut aufpassen, dass einem keine betrunkenen ins Bike springen. Außerdem kann ich für meinen Geschmack, mit dem eigenen Tod kämpfend (Marathon), auf das ohrenbetäubende gekreische mancher übermotivierten Anfeuernden, meist weiblichen Personen, mit extrem hoher, schriller Stimme, verzichten ;-). Direkt nach der Einfahrt in die zweite Runde geht es den Ettelsberg hoch, damit man möglichst direkt bereut, noch nicht ins Ziel gefahren zu sein.

Ich habe an der Verpflegungsstation in Willingen einen anderen Teilnehmer kennengelernt, mit dem ich dann auch das erste Stück der zweiten Runde zusammen gefahren bin. Wir haben ein sehr sympatisches Gespräch über die Erkenntnis geführt, dass es sich nicht lohnt, seinem Ego nachzugeben, und unbedingt jede Steigung zu nehmen. Dann lässt man eben die Cracks vorbeifahren und schiebt das Bike mal ein Stück den Berg hoch. Das spart Körner, die man im weiteren Verlauf des Rennens noch dringend benötigt! Der Kollege hat später netter weise sogar im Ziel auf mich gewartet. Das gibt es auch nur unter Sportlern.

Auch wenn der MTB-Marathon nicht direkt ins Beuteschema eines Triathleten passt, kann ich jedem, der mal konditionell was echtes leisten will, nur empfehlen, mindestens mal die 88 km-Runde mit 2.463 Höhenmetern zu wagen. Und wer sich ernsthaft umbringen will, kann ja die 119 km machen, die übrigens ein offizielles Rennen der UCI für Lizenzfahrer ist. Und noch ein Tipp: Abfahrten sollte man nicht zum Ausruhen nutzen. Auch wenn man nach den knackigen Anstiegen gerne eine Pause hätte. Diese sollten in einer zügigen, unfallfreien aber schnellen Geschwindigkeit gefahren werden um auch mal ein paar Kilometer zu machen! Und wer auf den letzten Kilometern denkt, er hätte es geschafft, der täuscht sich. Am Ende der zweiten Runde kommen noch mehrere Anstiege des Todes. Also wenn die Sportuhr sagt, nurnoch 19 km, heißt das noch garnichts. Bis zur letzten Minute muss gekämpft werden — was gibt es schöneres! Ich bin zwar letzter geworden, aber ich habe es geschafft, nur darauf kommt es an. Nicht im Baum gelandet und mächtig Spaß gehabt.

Annika Hartmann nahm ebenfalls am Bike-Marathon teil und bestritt die 53km-Strecke. Sie zeigt ihre Radstärke deutlich – auch auf dem Mountainbike. Sie erreicht im Gesamtklassement der Frauen sogar den dritten Platz. Somit sind die Weichen für die kommende Triathlonsaison gestellt.

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